Unser neuer Kreuzweg in der Presse

Augsburger Allgemeine, Bayern-Teil, vom Gründonnerstag, 17. April 2003

Schmerzensmann als eine Lichtgestalt
Neuer Kreuzweg in Rain am Lech harmoniert mit Kirchengotik - Gemeinschaftswerk von Wolfgang Klein und Theo Krötzinger
Von unserem Redaktionsmitglied Alois Knoller

Rain am Lech.

Stadtpfarrer Johannes Menzinger ist begeistert: „Dieser Kreuzweg spricht alle sofort an - von den Kindern bis zu den alten Leuten.“ Rain am Lech (Kreis Donau-Ries) besiegelt mit dessen Segnung am Karfreitag (15 Uhr) einen Glücksfall. In der gotischen Stadtpfarrkirche St. Johannes Baptist wird ein zeitgenössisches Kunstwerk gesegnet, das seine Herkunft aus der Moderne nicht verleugnet, sich aber perfekt ins historische Umfeld einfügt.

Dieses Kunststück gelang dem Bildhauer Wolfgang Klein zusammen mit dem Maler Theo Krötzinger, beide aus Ellzee (Landkreis Günzburg), mit leicht plastischen Kreuzwegstationen aus bemalter Terrakotta. Jesus figuriert darauf als eine weiße Lichtgestalt, über die Welt erhaben, aber begleitet von Dunkelheiten und umgeben von höchst irdischen Lebenssituationen. Klein verarbeitet den Ton in dünnen Platten, die er rollt, faltet und staucht. So entstehen Bewegung und Dynamik in den Darstellungen. Nebenbei nehmen die Figuren des Kreuzwegs die reiche Gewandfaltung der gotischen Fresken auf, mit denen sie im Kirchenschiff in enger Beziehung stehen.

Der Künstler gestaltete Szenen voller Dramatik. Verurteilt wird der gefesselte Jesus von König Herodes, einer Witzfigur, aber mit weltlicher Macht gekrönt. Die Jünger zur anderen Seite sind vom Mitleid bewegt, die Masse im unteren Teil indes hat kein Interesse, die Leute drehen sich weg. Ähnliches sieht man bei Jesu Begegnung mit den weinenden Frauen: Der Schatten seines Kreuzes fährt wie ein Zeiger durch die Klagenden und verleiht ihrem ratlosen Schmerz eine klare Ausrichtung - in die Tiefe der eigenen Schuld und aufwärts zur verzeihenden Liebe Gottes.

Auch sehr innige Begegnungen kommen vor: Veronika mit dem Schweißtuch, eine rassige Frau, nähert sich Jesus wie ein Engel mit flatterndem Gewand. Der breitschultrige Bauer Simon von Zyrene lässt Jesus aufatmen unter dem Kreuz - „wer anderen hilft, wächst über sich hinaus“, erklärt der Künstler. Klassisch endet der Kreuzweg mit einer Schmerzensmutter, die den bleichen Leib ihres getöteten Sohnes auf dem Schoß hält. Maria ist ganz in Rot gehalten, der Farbe der Liebe und des Blutes.

Maler Theo Krötzinger hielt sich exakt an die Vorgabe, dass der Kreuzweg mit den vorherrschenden Farben in der Kirche harmonieren soll. Also verwendete er teure Erdsilikate wie Veroneser Grün, italienisch-englisches Ocker und französisch-italienisches Siena. Nicht zu fad und nicht zu kräftig mussten die Farben aufgetragen werden - „kein leichtes Unternehmen“, wie Krötzinger sagt. In Marienfried, wo er mit seinem Studienfreund Klein zuletzt einen Außenkreuzweg gestaltete, durfte er wesentlich leuchtender kolorieren.

Seit langem befasst sich das Künstler-Duo aus Ellzee mit der christlichen Passion. „Unsere erste gemeinsame Arbeit vor 30 Jahren war ein Kreuzweg“, erzählt Klein. Spektakulär war ihr moderner Kreuzweg mit der „Lebensuhr“ 2000 im Kloster Roggenburg. Das Flüchtlingskind Klein hat mit Entbehrungen und Zurücksetzungen zu leben und von der Oma das Beten gelernt. Ohne den Trost der Passionsfrömmigkeit, so meint der Grundschullehrer, gehen den Menschen „die Farbe, die Liebe und das Licht“ verloren.

Anderthalb Jahre hat die Entwicklung des Kreuzwegs in Rain gedauert. Wolfgang Klein sprach aber auch viel mit den Menschen. Sie sollten das Kunstwerk verstehen und mit Freude betrachten. Mit kleinen Raffinessen sorgte er dafür, dass diese Freude anhält. Wie viel erzählen allein die Tätigkeiten der Hände, die auf allen vier Seiten die Kreuzaufnahme rahmen! Was hat es mit den Stolpersteinen auf sich? Warum hat der entblößte Jesus einen so langen Hals?

In einem Lichtwirbel endet der Rainer Kreuzweg. Nur das Gewand Jesu ist noch da, spiralig angezogen von einer Kraftmitte, die ins Helle führt. „Jesus wird ins Grab gelegt“, heißt die Station. Die paradoxe Aufschrift geht jedoch weiter: Porta mortis, porta vitae - das Tor des Todes ist das Tor zum Leben.

 

Bericht von Manfred Arloth in der Donauwörther Zeitung vom 20. März 2003

Kreuzweg nimmt Gestalt an

Gelungene Bereicherung für die Rainer Stadtpfarrkirche - Viele Sponsoren

Die Hälfte der 14 Stationen des neuen Kreuzwegs in der katholischen Stadtpfarrkirche „St. Johannes“ kann man bereits bewundern. Am 6. April 2003, dem Passionssonntag, werden alle Bildnisse an den Kirchenwänden montiert sein und so ein Wunsch vieler Gläubiger nach einem Kreuzweg Wirklichkeit geworden sein.

Jetzt überzeugten sich die bisherigen Hauptförderer auf Einladung von Stadtpfarrer Johann Menzinger, was mit ihrem Beitrag geschaffen wurde - und alle zeigten sich überrascht und begeistert. Sie lernten auch den Schöpfer des Kunstwerks, den Bildhauer Wolfgang Klein, kennen, der mit Theo Krötzinger jun. in Vertretung seines Vaters gleichen Namens, der für die farbige Gestaltung verantwortlich zeichnet, gerade eine Kreuzwegstation montierte.

Die Stationen sind aus Terrakotta gefertigt und bemalt in Farben, wie sie in der Kirche bereits vorkommen. Der Bildhauer Wolfgang Klein musste sich an zwei Vorgaben halten, erläuterte der Stadtpfarrer den Sponsoren. Zum einen sollte für den Betrachter auf den ersten Blick ersichtlich sein, um welche Station es sich handelt.

Zum anderen sollte auf jedem Bild etwas sein, das sich dem Betrachter erst bei näherem Hinsehen und Nachdenken erschließt. So ist beispielsweise an der dritten Station „Jesus fällt das erste Mal unter dem Kreuze“ eine Hand zu sehen, die über das Bild hinausragt und symbolisieren soll, dass Gott Hilfe bei den Menschen sucht.

Bei dem Treffen in der Kirche dankte der Stadtpfarrer den Förderern, an erster Stelle der Kirchenverwaltung mit Kirchenpfleger Herbert Ottillinger an der Spitze, „für die mutige Zustimmung zu einem künstlerisch anspruchsvollen und theologisch tief gehenden Werk.“ Neben der Kirchenverwaltung haben die Rainer Kolpingfamilie, die „Bastelfrauen“, die Raiffeisenbank Rain und die Stadtsparkasse Rain je eine Station gestiftet. Ein besonderes Zeichen der ökumenischen Verbundenheit sieht der Stadtpfarrer darin, dass die evangelische Kirchengemeinde Rain die Patenschaft für eine Station übernommen hat. Als Vertreter der „Rainer Fotofreunde e.V.“ fertigt Jürgen Peter Wnuck-Lipinski eine Fotodokumentation über das Entstehen des Kunstwerks und engagiert sich auch persönlich für die gelungene Bereicherung der Stadtpfarrkirche.

20000 Euro gespendet

Am kommenden Wochenende (22./23. März) wird mit der „Fastenbieraktion“ der Kleinbrauerei Pledl ein weiterer finanzieller „Baustein“ eingefügt werden. Bisher, so der Stadtpfarrer, seien 20000 Euro an Spenden eingegangen. Er und die Kirchenverwaltung seien zuversichtlich, dass auch die restlichen 20000 Euro „im Laufe der Zeit“ zusammenkommen werden.

17.04.2003 / AR